May 12, 2025

Public workspaceCompassion Fatigue und beeinflussende Faktoren bei psychiatrisch-stationär tätigen Pflegefachpersonen in Deutschland: eine quantitative Querschnittstudie

  • 1Universität zu Lübeck
  • Benita Bolick: Masterstudiengang Gesundheits- und Versorgungswissenschaften
  • Corinna Peifer: Institut für Psychologie I
  • Patrick Ristau: Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
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Protocol CitationBenita Bolick, Corinna Peifer, Patrick Ristau 2025. Compassion Fatigue und beeinflussende Faktoren bei psychiatrisch-stationär tätigen Pflegefachpersonen in Deutschland: eine quantitative Querschnittstudie. protocols.io https://dx.doi.org/10.17504/protocols.io.e6nvwqnxzvmk/v1
License: This is an open access protocol distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License,  which permits unrestricted use, distribution, and reproduction in any medium, provided the original author and source are credited
Protocol status: Working
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Created: May 05, 2025
Last Modified: May 12, 2025
Protocol Integer ID: 217714
Keywords: Compassion Fatigue, Psychiatric Nursing, Mental Health Care, Burnout, Professional Quality of Life (ProQOL), Cross-Sectional Study, Germany, Emotional Exhaustion, Work Design Questionnaire (WDQ)
Abstract
Background:
In psychiatric nursing, it is important to show a certain degree of compassion for patients. This gives patients a sense of security and can promote their willingness to participate in therapies. Compassion fatigue can occur in people who have a helping profession or who care for other people. This manifests itself through stress or burnout caused by prolonged work with traumatized people.
Since no studies from Germany could be found and a high level of compassion fatigue in the psychiatric/nursing sector has already been demonstrated in other countries, this phenomenon should also be investigated for Germany. In the long term, this could prevent long-term effects on nursing staff and interventions could be introduced to reduce compassion fatigue.
Objective:
The aim of this Quantitative cross-sectional study is to assess compassion fatigue in psychiatric nurses using a standardized questionnaire as part of a cross-sectional study. Furthermore, the influence of various factors on compassion fatigue is to be investigated.
Design/Methods:
The data collection is carried out with questionnaires including the Professional Quality of Life scale to access compassion fatigue. The nursing staff is informed and educated on the ward by the study team. The questionnaires are handed out in paper format on the ward. In addition, a survey in online format is planned via the distribution lists of professional associations. The survey is anonymous, it is not possible to draw conclusions about individuals and clinics. The subsequent analysis is carried out using the statistical program R. The statistical evaluation is carried out using descriptive and inductive methods and regression analyses.
Discussion:
The results will allow conclusions to be drawn about the prevalence of compassion fatigue among psychiatric nurses in Germany. The findings can help to prevent long-term effects of compassion fatigue on nurses and to implement interventions to reduce compassion fatigue.
Registration: DRKS00036773

Zusammenfassung
Hintergrund:
In der psychiatrischen Pflege ist es wichtig, ein gewisses Maß an Mitgefühl für die Patienten zu zeigen. Dies gibt den Patienten ein Gefühl der Sicherheit und kann ihre Bereitschaft zur Teilnahme an Therapien fördern. Bei Menschen, die einen helfenden Beruf ausüben oder sich um andere Menschen kümmern, kann eine Mitleidsmüdigkeit auftreten. Sie äußert sich durch Stress oder Burnout, verursacht durch die lange Arbeit mit traumatisierten Menschen.
Da keine Studien aus Deutschland gefunden werden konnten und in anderen Ländern bereits ein hohes Maß an Compassion Fatigue im psychiatrischen/pflegerischen Bereich nachgewiesen wurde, sollte dieses Phänomen auch für Deutschland untersucht werden. Langfristig könnten dadurch langfristige Auswirkungen auf das Pflegepersonal verhindert und Interventionen zur Verringerung der Mitleidsmüdigkeit eingeführt werden.
Zielsetzung:
Ziel dieser quantitativen Querschnittsstudie ist die Erfassung von Compassion Fatigue bei psychiatrischen Pflegekräften mittels eines standardisierten Fragebogens im Rahmen einer Querschnittsstudie. Außerdem soll der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Mitgefühlsermüdung untersucht werden.
Methodik:
Die Datenerhebung erfolgt anhand von Fragebögen einschließlich der Skala zur beruflichen Lebensqualität, um die Mitleidsmüdigkeit zu erfassen.Das Pflegepersonal wird vom Studienteam auf der Station informiert und geschult.Die Fragebögen werden in Papierform auf der Station ausgeteilt.Darüber hinaus ist eine Umfrage im Online-Format über die Verteilerlisten der Berufsverbände geplant. Die Umfrage ist anonym, Rückschlüsse auf Personen und Kliniken sind nicht möglich. Die anschließende Analyse erfolgt mit dem Statistikprogramm R. Die statistische Auswertung erfolgt mittels deskriptiven und induktiven Methoden und Regressionsanalysen.
Diskussion:
Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf die Prävalenz von Compassion Fatigue unter psychiatrischen Pflegekräften in Deutschland zu. Die Erkenntnisse können dazu beitragen, langfristige Auswirkungen von Compassion Fatigue auf das Pflegepersonal zu verhindern und Interventionen zur Reduzierung von Compassion Fatigue zu implementieren.
Registrierung: DRKS00036773
Einleitung
Einleitung
In der psychiatrischen Pflege ist es wichtig, einen gewissen Grad an Mitgefühl für die Patient*innen zu zeigen. Diese gibt den Patient*innen ein Gefühl von Sicherheit und kann deren Teilnahmebereitschaft an Therapien fördern (Cutler et al., 2020; Lloyd & Carson, 2011).
Bei Personen, die einen helfenden Beruf haben oder die andere Menschen betreuen, kann eine sogenannte Compassion Fatigue (dt.: Mitgefühlsmüdigkeit) entstehen. Diese zeigt sich durch Stress oder Burnout, welcher durch die lange Arbeit mit traumatisierten Personen auftritt (American Association of Psychology, 2022; Figley, 1995). In diesem Fall können sich Betroffene nicht mehr so leicht in die Situation oder die Gefühle von leidenden Personen hineinversetzen. Sie reagieren beispielsweise gelangweilt oder ungeduldig und werten das Leid der Person ab (Rohwetter, 2019). Allgemein kann gesagt werden, dass bis zu 40% der Pflegekräfte unter mäßiger bis starker Compassion Fatigue leiden (Duarte and Pinto-Gouveia, 2017). Generell sind Pflegefachkräfte anfälliger für Symptome der Compassion Fatigue als andere Beschäftigte im Gesundheitswesen (Cavanagh et al., 2020). Zur Erhebung der Mitgefühlsmüdigkeit wird häufig die Skala zur beruflichen Lebensqualität (ProQOL) genutzt, welche sich auf die Mitgefühlszufriedenheit und Mitgefühlsermüdung bezieht (Hudnall Stamm, 2009).
Zum aktuellen Forschungsstand in Deutschland wurde im März 2025 eine orientierende Recherche auf den Plattformen MEDLINE via PubMed und CINAHL durchgeführt. Hier konnte zu dieser Thematik und der speziellen Situation in Deutschland keine relevante Literatur gefunden werden.
Zum internationalen Stand der Forschung gibt es eine systematische Übersichtsarbeit von Marshman et al. (2021), welche das Thema Compassion Fatigue bei Pflegefachkräften im psychiatrischen Bereich behandelt. In dieser wurden 12 Studien aus 11 Ländern eingeschlossen, wobei keine aus Deutschland stammt. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen deutliche Unterschiede zwischen den eingeschlossenen Ländern. Somit kann keine eindeutige Aussage bezüglich der Prävalenz von Compassion Fatigue gemacht werden. Dennoch konnten Maßnahmen zur Prävention der Compassion Fatigue aufgezeigt werden. Zu diesen zählen beispielsweise a) das Bewusstsein von Pflegefachpersonen für die Compassion Fatigue zu schärfen und b) eine nachhaltige psychische Gesundheitsversorgung für die Pflegefachpersonen
anzubieten. Zusätzlich werden weitere Studien in diesem Bereich empfohlen, um bessere Aussagen treffen zu können (Marshman et al., 2021).
Da wie erwähnt keine Studien aus Deutschland gefunden werden konnte und bereits in anderen Ländern eine hohe Compassion Fatigue im psychiatrisch-pflegerischen Bereich nachgewiesen wurde (z.B. Tian et al., 2017), sollte dieses Phänomen für Deutschland ebenfalls untersucht werden. Perspektivisch könnten dadurch langfristige Auswirkungen auf Pflegefachpersonen verhindert und Interventionen zur Reduktion von Compassion Fatigue eingeführt werden.
Projektziele
Die Ziele der Studie bestehen a) aus der Untersuchung der Compassion Fatigue von psychiatrischen Pflegefachpersonen in Deutschland und b) aus und der Untersuchung des Einflusses verschiedener soziodemografischer, arbeitsplatz- und arbeitsaufgabenbezogener und berufsbiografischer Faktoren auf die Ausprägung von Compassion Fatigue.
Methodik
Methodik
Design
Für diese Masterarbeit im Studiengang Gesundheits- und Versorgungswissenschaften an der Universität zu Lübeck wird eine quantitative Querschnittsstudie verwendet. Die Datenerhebung erfolgt mit Fragebögen, einschließlich der Skala zur beruflichen Lebensqualität, um die Mitleidsmüdigkeit zu erfassen (Hudnall Stamm, 2009). Die anschließende statistische Analyse, einschließlich Regressionen, wird mit einem Statistikprogramm durchgeführt und umfasst deskriptive und induktive Methoden.
Stichprobengewinnung
Die Kliniken werden über die Stationsleitungen oder Pflegedienstleitungen rekrutiert. Das Pflegepersonal wird auf der Station durch das Studienteam informiert und aufgeklärt (Informationen und Flyer werden auf den Stationen verteilt). Die Fragebögen werden in Papierform auf der Station ausgeteilt. Zusätzlich ist eine Befragung im Online-Format über die Verteiler der Fachgesellschaften geplant. Teilnehmen können Pflegefachpersonen, die in einer psychiatrischen Klinik arbeiten.
Datenerhebung
Der Fragebogen enthält Fragen zur Person (z.B. Geschlecht, Alter, Art der Ausbildung, Stationssetting, Dauer der Tätigkeit), ein validiertes, international eingesetztes Instrument zur beruflichen Lebensqualität (ProQOL) in deutscher Übersetzung zur Erfassung von Compassion Fatigue (Hudnall Stamm, 2009) und den Work Design Questionnaire (WDQ) zur Erfassung von Merkmalen des Arbeitsplatzes (Stegmann et al., 2010). Der Fragebogen wird in ausgewählten Kliniken in Schleswig Holstein und Hamburg ausgegeben und die Teilnahme ist online über die Plattform LimeSurvey für Fachgesellschaften und Berufsverbände psychiatrischer Pflegekräfte möglich. Die Umfrage ist anonym, Rückschlüsse auf Personen und Kliniken sind nicht möglich.
Datenauswertung
Die erhobenen Daten werden via LimeSurvey gesammelt und in einer Excel-Tabelle dargestellt. Die anschließende Analyse erfolgt mit dem Statistikprogramm R. Die statistische Auswertung erfolgt mittels deskriptiven und induktiven Methoden und Regressionsanalysen.
Informations- und Genehmigungsverfahren
Die Teilnehmenden erhalten eine Studieninformationen über den Hintergrund, das Ziel, die Methoden der Datenerhebung und den Ablauf der Untersuchung.
Nutzen-Risiko-Abwägung
Die Teilnahme an der Studie ist voraussichtlich mit keinerlei Risiken oder Unannehmlichkeiten verbunden. Der Zeitaufwand für die Teilnehmenden beträgt ca. 10-15 Minuten. Die Ergebnisse können für Pflegekräfte in der Psychiatrie von Nutzen sein, wenn Maßnahmen ergriffen werden, um der Mitleidsmüdigkeit entgegenzuwirken.
Erwartete Ergebnisse
Die Ergebnisse werden Rückschlüsse auf die Prävalenz von Compassion Fatigue bei psychiatrischen Pflegekräften in Deutschland zulassen. Der Einfluss verschiedener soziodemografischer, arbeitsplatz- und aufgabenbezogener sowie berufsbiografischer Faktoren auf die Ausprägung von Compassion Fatigue wird untersucht. Die Ergebnisse können dazu beitragen, langfristige Auswirkungen von Compassion Fatigue auf das Pflegepersonal zu verhindern und Interventionen zur Reduzierung von Compassion Fatigue zu implementieren.
Dissemination der Erkenntnisse
Die Ergebnisse der Studie werden voraussichtlich in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift mit Peer-Review veröffentlicht. Die Veröffentlichung wird ausschließlich anonym erfolgen; weder Teilnehmende oder Kliniken werden identifizierbar sein.
Datenschutzrechtliche Informationen
Datenschutzrechtliche Informationen
Die personenbezogenen Daten (Stammdaten, ergänzende Fragen zur beruflichen Tätigkeit und Erfahrung) sowie alle Ergebnisse werden streng vertraulich behandelt. Nur die Mitglieder*innen des Studienteams werden Zugang zu den Rohdaten haben. Diese sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die Daten werden lokal auf dem Rechner der Studentin gespeichert. Die verschriftlichten Daten sind anonymisiert. Das heißt, es ist keine Rückverfolgung der Daten zu der Person möglich. Die Rechtsgrundlage für die Verarbeitung Ihrer Daten ist die persönliche Einwilligung
 der Teilnehmenden. Die auf Papier ausgefüllten Bögen der standardisierten Befragung der Pflegefachpersonen werden manuell von der Studentin in digitale Dateien übertragen und kontrolliert. Nach Schließung der Online-Befragung wird die Exportdatei auf dem Laptop der Studentin sicher gespeichert. In R importierte Daten werden manuell vom Evaluationsteam mit den Exportdateien abgeglichen. Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig und kann ohne Begründung abgelehnt werden, ohne dass daraus Nachteile für die Teilnehmende entstehen.
Stellungnahmen und Erklärungen
Stellungnahmen und Erklärungen
Interessenkonflikte
Die Autor*innen erklären, dass keine Interessenkonflikte bestehen.
Finanzierung
DIe Studie wird aus Eigenmitteln finanziert.
Ethische Aspekte
Nach deutschem Recht ist ein ethisches Clearing erforderlich. Die Ethikkommission der Universität zu Lübeck hat eine positive Stellungnahme abgegeben (Aktenzeichen: 2025-182).
Registrierung
DRKS-ID: DRKS00036773
Protocol references
American Association of Psychology. (2022). APA Dictionary of Psychology. compassion fatigue. Abgerufen am 04.12.2024. Verfügbar unter: https://dictionary.apa.org/compassion-fatigue
Cavanagh, N., Cockett, G., Heinrich, C., Doig, L., Fiest, K., Guichon, J. R., Page, S., Mitchell, I., & Doig, C. J. (2020). Compassion fatigue in healthcare providers: A systematic review and meta-analysis. Nursing ethics, 27(3), 639–665. https://doi.org/10.1177/0969733019889400
Cutler, N. A., Sim, J., Halcomb, E., Moxham, L., & Stephens, M. (2020). Nurses’ influence on consumers’ experience of safety in acute mental health units: A qualitative study. Journal of Clinical Nursing, 29(21–22), 4379–4386. https://doi.org/10.1111/jocn.15480
Duarte, J., & Pinto-Gouveia, J. (2017). The role of psychological factors in oncology nurses' burnout and compassion fatigue symptoms. European journal of oncology nursing: the official journal of European Oncology Nursing Society, 28, 114–121. https://doi.org/10.1016/j.ejon.2017.04.002
Figley, C. R. (1995). Compassion Fatigue. Coping With Secondary Traumatic Stress Disorder In Those Who Treat The Traumatized (Brunner/ Mazel Psychosocial Stress Series, vol. 23). New York, London: Brunner-Routledge.
Hudnall Stamm, B. (2009). Professional Quality of Life: Compassion Satisfaction and Fatigue Version 5 (ProQOL). Dt. Übersetzung: Gräßer, M., Hovermann, E. & Kebé, M. (2016)
Lloyd, M., & Carson, A. (2011). Making compassion count: Equal recognition and authentic involvement in mental health care. International Journal of Consumer Studies, 35(6), 616–621. https://doi.org/10.1111/j.1470-6431.2011.01018.x
Marshman, C., Hansen, A., & Munro, I. (2021). Compassion fatigue in mental health nurses: A systematic review. Journal of psychiatric and mental health nursing, 29(4), 529–543. https://doi.org/10.1111/jpm.12812 Rohwetter, A. (2019). Wege aus der Mitgefühlsmüdigkeit. Erschöpfung vorbeugen in Psychotherapie und Beratung. Weinheim, Basel: Beltz.
Stegmann, S., van Dick, R., Ullrich, J., Charalambous, J., Menzel, B., Egold, N., & Wu, T. T.-C. (2010). Der Work Design Questionnaire – Vorstellung und erste Validierung einer deutschen Version. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 54(1), 1-28. https://doi.org/10.1026/0932-4089/a000002
Tian, F., Chen, X., Mi, C.; Chen, X.; Jiang, Y., Wang, D. (2017). The status of compassion fatigue and its influencing factors among nurses in psychiatric hospitals. https://doi.org/10.3761/j.issn.0254-1769.2017.06.003